Besser wird es nicht

Man könnte ja meinen, dass wenn man ein Thema schon ein oder zweimal behandelt hat es gut sein könnte. Aber weit gefehlt, zumindest für mich!

Schon eine Ahnung, um was es gehen könnte?

Wie nannte ich es so schön: „Kampfgebiet Gassi-Meile“

In meinem Job, als Hundetrainer, treffe ich mich mit meinen Kunden gerne an einem Platz ,der sehr gerne und viel besucht wird. Und natürlich auch von Hundehaltern, die ihre Hunde ausführen oder sich zum gemeinsamen Gassigehen treffen.

Das wiederrum gibt mir die Gelegenheit mir da so Einiges anzuschauen. Sehr viele Hunde kommen mit Artgenossen auch prima klar – es wirkt mehr oder weniger harmonisch!

Kaum ein Hund fällt da oben auf! Schön oder!?

Ja von wegen harmonisch und von gegenseitiger Rücksichtnahme mal ganz zu schweigen!

Egoismus gepaart mit nicht selten folgender Lehrstunde eines Auserwählten, sieht man sehr oft!

Ein paar Beispiele, die ich live erlebt habe und das nicht nur einmal:

Eine Kindergruppe, vermutlich von dem dort befindlichen Kindergarten, trifft sich auf dem Parkplatz, da sie alle nach und nach von ihren Eltern gebracht werden!

Ein weiteres Auto fährt vor, eine Person steigt aus, geht um das eigene Auto herum und öffnet im vorbeigehen die Heckklappe. Geht weiter bis zur Beifahrertür, um sich andere Schuhe anzuziehen.

Soweit so gut, wäre aus der geöffneten Heckklappe nicht ein Hund rausgesprungen, der sich dann einmal freientfaltend in die Kindergruppe katapultiert hätte! Und nein, der gehörte nicht zu der Gruppe!

Der Halter bewegte sich dann, nach wechseln des Schuhwerks, einfach weg und rief minder überzeugend nach dem Hundchen, dass dann irgendwann tatsächlich folgte!

Passiert ist nichts, zum Glück, aber war das in Ordnung??

Im Training mit einem Kunden stand plötzlich ein Rüde eines recht ordentlichen Ausmaßes vor uns, Rassen und Dergleichen erwähne ich nicht, da man sonst sicher auf den einen oder anderen Halter schließen kann! Besitzer Fehlanzeige! Also ging ich auf ihn zu, um ihn von dem Hund meines Kunden fern zu halten. Wer mich kennt weiß, dass ich überwiegend speziellere Kundenhunde habe. Aber darauf gehe ich später noch einmal ein! Auf jeden Fall ließ der Kamerad sich von mir ohne große Probleme weg führen, da war er wirklich sehr umgänglich. Ein junger Rüde, der aber trotzdem etwas Imponiergehabe zeigte! Dann tauchte Besitzerchen auf, warum ich denn, den Hund hier festhalten würde!? Erklärungen meinerseits wurde ignoriert und mit den Worten: „Ja, der hört halt noch nicht so gut!“ abgetan. Meine Anregung, ihn dann doch besser an der Leine zu führen, wurde auch abgelehnt mit den Worten: „Ja nee, ich kann den ja nicht halten!“ Das ganze wurde in ähnlicher Form insgesamt, bis jetzt, noch viermal wiederholt! Beim letzten Mal war es dann auch schon recht eng, da auch der junge Mann schon etwas älter war. Da wurde ich dann auch mal energischer und teilte dem Besitzer mit, dass das nun das fünfte Mal gewesen sei und es doch endlich mal gut sein sollte!

Da kam: „Also nee, kann nicht sein, denn – ACHTUNG!!!! – dass hat er ja noch nie gemacht!“

Bei einem anderen Training, mit einem Kunden, kam ein Hundehalter mit einem etwas jüngeren Hund in die Nähe unseres Trainings, sah uns und kam schnurstracks auf uns zu. Versuchte seinen Hund zu uns zu schicken, was teilweise auch gelungen ist. Auf die Bitte hin, den Hund doch bitte nicht zu uns zu lassen, bekamen wir eine Predigt folgendermaßen: „Ja, was denn das hier soll und wenn er/sie den Hund da hinschicken will, dann hätten wir das so zu akzeptieren!“

Wahnsinn oder? Welch ein Mensch, voll mit Rücksichtnahme und Nächstenliebe, einfach toll!

Dieses Mal betraf es mich nicht direkt, zumindest nicht gleich! Ein Hundehalter lief an uns vorbei mit einem Hund, den ich auch sehr oft sehe. Dieser Hundehalter ist aber sehr rücksichtsvoll, soweit ich das immer mitbekomme. Das Hundchen ist aber ebenfalls ein noch junger Hund und entsprechend temperamentvoll, aber lieb! Jedenfalls kam diesem Team eine Gruppe freilaufender Hunde entgegen, sechs hatte ich gezählt! Natürlich kam es zu einer Begegnung die nicht sehr kontrolliert verlaufen ist. Der eingangs erwähnte Hund ist übrigens immer angeleint. Einer der Personen, die zu dem freilaufenden Hunden gehörte, nahm dann den angeleinten Hund und begann diesen körperlich zu Maßregeln – Leinerucke und lautes Ansprechen!

Danach kam diese Gruppe zu mir und meinem Kunden, und wer ahnt es schon!? Natürlich kamen sie wieder angerannt und versuchten an den Hund im Training zu kommen. Dieser zeigte sich aber dieses Mal wirklich toll!

Meine Bitte, doch die Hunde wegzuholen, wurde von dem Auserwählten, der zuvor den Hund maßregelte, abgelehnt, mit den Worten: „Was, warum meine Hunde beißen ja nicht!“

Danke für die Info, wollte nur keiner wissen!!!

In einem späteren Gespräch mit dem Besitzer des angeleinten Hundes stellte sich heraus, dass dieser Auserwählte den Hund ungebeten weg nahm und ohne Einverständnis diese Maßnahmen, die ich oben genannt habe, ergriff! Auch hier kam es zur Lehrstunde mit den Worten: „Der muss erzogen werden!“

Natürlich im Kundentraining passiert. Ein Hund der gerne zu jedem und allem hinzieht, bevorzugt gegenüber Hunden natürlich, ist mitten im Training. Ein paar Hunde kommen mit ihren Besitzern entgegen und der Kunde beschließt seinen Hund ins Sitz zu bringen. Wie erwartet nicht mit der erhofften Begeisterung des Hundes, da es ja bisher immer so geklappt hat, wenn man wo hin wollte.

Kurz bevor es zu Gunsten des Kunden ausgegangen wäre, löst sich einer der anderen Hundehalter und geht mit dem eigenen Hund zum gerade im Training befindenden Kunden hin, sodass die ganze Übung dahin war! Warum macht man sowas?

Bei einer Trainingsrunde mit einem Kunden, dessen Hund mit Angst behaftet ist, kommt uns ein Hundehalter von zwei Hunden entgegen. Und wie sollte es auch anders sein, freilaufend.

Unsere Bitte, doch die Hunde nicht zu unserem zu lassen, bekamen wir die Antwort: „Nee, warum sollte ich, da muss euer Hund durch und wenn er das nicht abkann, habt ihr hier nichts zu suchen!“

Ein Besitzer eines Welpen, der sich gerne dort wo ich mich immer treffe bewegt, macht mir den Anschein sich nur zu folgendem Zwecks da aufzuhalten. Zu jedem Hund wird dieser Welpe hinziehen gelassen. Bittet man aber das zu unterlassen wird man merkwürdig lächelnd angeschaut und der Welpe kommt trotzdem. Das wird mehrfach wiederholt. Da wird ein Tutnix geboren, glaubt mir!

Ein Kunde wollte seinen Hund am Treffpunkt aus dem Auto holen, um mit dem Unterricht zu beginnen. Ja, soweit kamen wir dann erst mal nicht, da ein Tutnix sich am Auto einfand und meinte einsteigen wollen zu müssen. Besitzer wiederum liefen einfach weiter! Auf den Zuruf, dass sie doch bitte ihren Hund mitnehmen sollten und vor allem von dem fremden Auto weg, kam: „Der macht nix!“

Nun hab ich Dir mal ein paar Geschichten erzählt und jetzt sag Du mir bitte, spinne ich???

Das ist der alltägliche Wahnsinn, den ich erlebe. Ich selbst habe einen Rüden, der sich mit anderen Hunden nicht verträgt! Gut mein Problem! Aber ich habe mich sogar schon dabei ertappt, dass ich darüber nachgedacht habe, ob es an mir liegt, wenn doch alle anderen da so toll sind!?

Mittlerweile weiß ich aber, warum dort oben immer und immer wieder nur diese sind! Bei unzähligen Gesprächen fand ich heraus, dass sehr viele Hundehalter von Charakterrüden, Angsthunden oder alten und kranken Hunden da einfach nicht gehen wollen! Aus genau solchen Gründen, wie ich sie oben erzählt habe. Es gibt sogar welche, die wissen, dass ihr Hund ein „Arsch“ ist und lassen den trotzdem machen was er will, getreu dem Motto: „Die machen das doch unter sich aus!“

Darum haben viele sogar schon Angst mit ihren Hunden dort spazieren zu gehen!

Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber mich nervt das so unaussprechbar!

Dieser selbstgefällige Egoismus, der einzig und alleine das eigene Interesse befriedigt. Wer nicht in das gesellschaftliche Wunschbild eines artfremden Hundes passt, der alles und jedem gefallen will und muss. Der, als Kindersatz oder zusammengefasst als der bessere Mensch herhalten muss, wird einfach überrannt.

Es ist wichtig Hunde Hund sein zu lassen. Aber vergesst bitte nicht, dass es mehr als genug andere gibt, die eben Abstand wollen oder brauchen.

Lernt zu akzeptieren, dass nicht alle „Friede, Freude, Eierkuchen“ sind und hört auf andere zu belehren, wenn dieser darum bittet anzuleinen oder keinen Kontakt zu zulassen.

Und die Information: „Der macht nichts!“, „Der will nur spielen.“ oder weiß der Geier was noch!

Ist nicht erfragt worden und spielt für den, der um Abstand bittet, keine Rolle!!!

Auch muss sich nicht jeder Hund von jedem anfassen lassen. Deshalb ist er noch lange kein böser!

Bitte nehmt Rücksicht und drückt nicht Jedem den eigenen Willen auf! Denn Glaubt mir, dass geht irgendwann in die Hose! Und dann, ist wer schuld???

Dein Jens Flemming

Canin Aktiv Hundeausbildung     

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Alex

    Ja Jens,du hast vollkommen Recht . Steh da voll hinter dir.
    Es gibt auch tausende Menschen die keinen Kontakt mit Mitmenschen wollen oder ertragen.Da geht’s doch fast immer auch,aber die werden ja auch nicht von ihrem Herrchen / Frauchen gezwungen!
    Jeder sollte seinen Weg gehen ohne andere zu stressen ängstigen oder gar zu bedrohen. Unsere Hunde sind Freude,und das möchte auch jeder beim Gassi gehen …
    Gruß Alex

  2. Birgit Pesch

    JA! So isses… meine kleine Schmolly, hach ist der Süß! Zack und angepatscht, wenn ich dann sage nein, bitte lassen, dann bekomme ich regelmäßig blöde Sprüche und sollte sie sich auch noch erlauben zu kläffenk, dann ist sie auf einmal ein böser Hund!
    Freilaufende Hunde die nicht hören… herrjeh..wenn noch ein Mensch einmal sagt, der will nur spielen, der tut nichts, ich glaube ich schreie. Meine Schmolly ist doch kein Ball, die will nicht spielen, die kläfft und dann ist sie Schuld??

    Warum müssen Hunde in der Stadt ohne Leine laufen? Will man damit cool aussehen?

    Und nochmal vielen Dank für die Stunden bei Euch.

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