Auf dem Weg zum Parkplatz, an dem Waldstück in dem ich mit meinem Hund gehen möchte, befällt mich schon der Gedanke, hoffentlich ist nicht viel los!
Dort angekommen steige ich aus und schaue mich schon um. Ok, überschaubar, nicht viel los, denke ich mir. Also geh ich um mein Auto an die Hecktür und hole meinen Kammeraden. Er bleibt schön brav sitzen bis ich ihn anleine und aus dem Auto rufe.
Die ersten paar Meter läuft er schön neben mir bis ich den Überblick habe und ihn dann frei gebe, dass er sich von mir lösen kann.
Er schnüffelt hier und da, setzt seine Markierungen und macht den Rest seiner Geschäfte.
Da kommen mir Spaziergänger, ebenfalls mit Hund, entgegen. Ich rufe meinen Hund und nehme ihn neben mich. Mir ist ja bekannt, dass mein Hund mit fremden Hunden etwas Probleme hat also beuge ich vor. Auf Höhe des Hundes, den die Besitzer ebenfalls zu sich geholt und angeleint haben, fängt er etwas an sich zu brüsten, was ich ihm aber gleich wieder ausgeredet habe. Mit einem „Guten Tag“ und einem verständnisvollem zunicken passieren wir einander und jeder geht fröhlich seinen Weg weiter.
Ach toll, denke ich mir und freue mich darüber, dass diese Begegnung so abgelaufen ist.
Als ich mich noch einmal umsah, sah ich, dass der Hund von eben, weit hinter uns, mit einem anderen Hund spielt.
Wäre schön wenn meiner auch so wäre, denke ich mir und gehe weiter. Aber gut, er ist nun mal wie er ist und damit muss ich zurecht kommen und außerdem arbeite ich ja daran, deshalb sind solche kontrollierten Begegnungen wirklich prima.
Im weiterem Verlauf unseres Spaziergangs treffe ich wieder auf Spaziergänger mit Hund. Schon von weitem sehe ich sie also nehme ich meinen Hund wieder zu mir – so wie vorhin schon.
Leider machen das dieses mal die Anderen nicht, sondern lassen ihre Hunde weiter frei und unkontrolliert umher rennen.
Ich rufe: „Entschuldigung, könnten Sie bitte ihre Hunde zu sich nehmen? Meiner ist etwas unverträglich!!!“
Keine Reaktion. Bis auf einen desinteressierten Blick, bei dem ich mich frage, hab ich mir das eben eingebildet!? Also wiederhole ich meine Bitte! Mein Hund, in der Zwischenzeit schon etwas aufgeregter – er bekommt ja nun auch die Situation mit.
Und da passiert es! Die Hunde rennen auf uns zu und fangen an uns zu umkreisen, was meinem Hund absolut nicht gefällt. Er versucht seinen Standpunkt zu vertreten, was aber ich für ihn übernommen habe, weil dieser Mist „… die machen das unter sich aus!“ hier nicht in Frage kommt!
Ich schaffte es dann sie von uns abzuhalten, was gar nicht so einfach war, da einer der anderen Hunde mit meiner Meinung zu dieser Situation nicht so wirklich einverstanden zu sein schien.
Als dann endlich die Besitzer ran kamen, durfte ich mir anhören, was denn bitte mein Problem sei und wenn mir das hier nicht gefallen würde ich doch gefälligst hier nicht zulaufen hätte!
Bitte was!?????
Habt ihr was am Kopf? Mein Hund läuft ordentlich bei mir und ich habe deutlich signalisiert, dass wir keinen Kontakt wünschen! Außer Ignoranz und Klugscheißerei hat meine Bitte aber nichts bewirkt!
Im Gegenteil es entstand eine Situation, die nicht hätte sein müssen und die man mit etwas Rücksicht und Anstand hätte verhindern können!
Wer gibt euch das Recht für mich zu bestimmen, wie ich mein Leben zu führen habe und was ich zu dulden habe – was bildet Ihr euch eigentlich ein?
Mit einer gewaltigen Portion Wut im Bauch gehen wir weiter! Und da kommt schon der Nächste! Ich meinen Hund wieder zu mir geholt, aber mit einer deutlich höheren Bereitschaft zur Eskalation im Blut sehe der Begegnung entgegen.
Mein Hund auch mit deutlich schlechterer Laune fängt viel früher an Krawall zu machen, toll Training auf null, denke ich mir, aber wir schaffen es noch gut aneinander vorbei!
Da ruft der Besitzer des anderen Hundes, dem es übrigens mit seinem Hund genau so ging wie mir: „Hatten sie eben auch Ärger mit den Hunden von diesen Ar…..?“
Ich sagte: „Ja, Sie auch?“ Seine Antwort: „Ja schon öfter, die lernen es nicht, die meinen es gehört alles ihnen und sie können machen was sie wollen!“
Wir tauschten uns noch etwas aus, auch unsere Hunde beruhigten sich in der Zwischenzeit, und wir waren am Ende froh, denn wir waren nicht alleine mit unserer Einstellung.
Der weitere Verlauf des Spaziergangs war zum Glück ruhig. Am Auto angekommen tat ich meinen Jungen ins Auto, gab ihm Wasser und entschied mich – hier läufst du nicht mehr!
Es ist schön, wenn sich Hunde verstehen und mit Artgenossen spielen wollen. Gegenseitiger Respekt ist aber auch schön.
Ich weiß ja nie warum ein Jemand, der mir entgegenkommt, keinen Kontakt möchte! Mir steht es auch nicht zu es zu beurteilen, da ich selten mehr weiß, als das was ich sehe!
Für freies Spielen gibt es mittlerweile fast überall Hundewiesen, wer da hingeht möchte auch den Kontakt und das sein Hund mit anderen spielen kann. Das sind geeignete Orte, die man dankend annehmen kann.
Warum erzwingen so viele das auf den Gassi-Meilen, oft sogar ohne das Einverständnis des Anderen.
Und warum fällt es so schwer zu akzeptieren, dass es auch andere gibt!?
Kleine Kinder werden immer seltener zusammen gelassen, dass sehe ich sehr oft!
Aber bei Hunden ist es das extreme Gegenteil!
Und ich frage DICH: WARUM?????
Natürlich ist Kontakt wichtig, unsere Hunde sind ja soziale Wesen. Aber auch bei Hunden gibt es die, die einfach nicht mit anderen zusammen sein wollen. In vielen Tierheimen werden Hunde mittlerweile in Gruppen gehalten, was auch sehr sinnvoll ist, da der Kontakt zum Mensch oft etwas zu kurz kommt. Aber auch hier wird festgestellt, dass es Hunde gibt, die es nicht wollen oder sich extrem schwer damit tun. Zeit braucht es hier nicht selten, Zeit die auf der Gassi-Meile die wenigsten bekommen.
Umgekehrt kommen Hunde aus Tierheimen mit Gruppenhaltung, die später ihre Probleme haben damit, eben nicht mehr zu jedem Hund hin zu dürfen.
Vieles hat eben auch zwei Seiten!
Ja ich schreibe sehr oft über dieses Thema, das stimmt. Es ist aber aktuell wie nie!
So und nun wieder eine der versprochenen Geschichten, von genau der Gassi-Meile, zum Abschluss!
Eine Frau mit Hund, natürlich ohne Leine, kommt den Waldweg runtergelaufen. Ein Kind fährt mit Fahrrad die Straße am Parkplatz entlang.
Der Hund der Frau startet durch und jagt dem Kind hinterher. Zwischen dem Kind und der Frau mit Hund waren locker 20 Meter. Jedenfalls knappte der Hund dem Kind auf dem Fahrrad mehrfach in den Arm. Die Besitzerin des Hundes schrie aber nicht ihrem Hund hinterher, sondern vielmehr das Kind an, dass es doch stehen zu bleiben hätte, was es dann auch tat. Nachdem das Kind stehen blieb rief sie ihren Hund, der dann auch nach kurzem zögern zu ihr kam. Kommentarlos nahm sie ihn und ging weg!
Ich erkundigte mich dann sofort bei dem Kind, ob alles gut sei oder etwas weh tuen würde, was es aber verneinte. Danach rief ich der Frau hinterher, ob das normal sei und man sich dann nicht mal nach dem Kind erkundigen könnte! Sie winkte ab und verschwand!
Sehr nett oder!?
So jetzt reicht es aber.
Dein Jens Flemming
Canin Aktiv Hundeausbildung