Corona und die Gassi-Meile

Als feststand, dass man wieder mehr raus durfte und sogar sollte – wurde ja auch empfohlen an der frischen Luft spazieren zu gehen – waren nicht selten die Wald- und Feldwege voll mit Leuten, die man vorher noch nie gesehen hat.

Auf den ausgeschriebenen Wanderwegen, die bei uns hier reichlich vorhanden sind, trafen die verschiedensten Landkreißen zusammen – gut zu erkennen an den unterschiedlichsten Kennzeichen der Autos.

Und natürlich hatten viele davon Hunde dabei! Also mehr Begegnungen mit Hunden und Menschen der unterschiedlichsten Meinungen war angesagt.

Und somit sind wir wieder in meinem Thema angekommen, wie Du Dir sicher schon denken kannst, im „Kampfgebiet Gassi-Meile“.

Der eigentliche Kern meines neusten Blogs soll aber leider erneut das Verhalten mancher Hundehalter auf besagten Hotspots sein.

Sei es das Thema der Brut- und Setzzeit oder das simple begegnen mit Hunden, was ja für sich alleine schon ein riesiges Kapitel zu sein scheint!

Während der Brut- und Setzzeit, die bei uns vom 01.03. bis zum 30.06. geht, haben Hunde an der Leine geführt zu werden. Scheint aber tatsächlich ein gewaltiges Problem für manche zu sein! Sei es aus völlig falsch verstandenen Vorstellungen von Freiheit für den Hund oder einfach nur aus Ignoranz und Egoismus. Letzteres ist wohl das was am meisten vertreten ist! Ach und Selbstüberschätzung nach dem Motto: „Mein Hund hört zu 100%!“  

All das ist aber völlig egal, weil es in den jeweiligen Kommunen nun einmal so vorgeschrieben ist, somit muss man sich daran halten, ob man es gut findet oder nicht! Bei dem Mund- und Nasenschutz klappts doch auch! Ok, vielleicht kann der ein oder andere nicht lesen und weiß deshalb nicht was auf den Schildern steht – eher unwahrscheinlich!

Hundebegegnungen:

Die „Tutnixe“ habe ich ja schon sehr oft in meinen Erzählungen erwähnt, also lasse ich diese mal weitestgehend weg.

Heute möchte ich auf den „Interessiertnix“ und „Glugscheißerix“ eingehen.

Der „Interessiertnix“ ist der Hundehalter, meist in Verpaarung mit dem „Tutnix“ anzutreffen, der auch bei einer freundlichen Bitte seinen Hund doch bitte weg zu rufen oder anzuleinen mit den Worten „Der macht nix.“, „Der will nur spielen.“, „Die machen das unter sich aus.“, „Ist das ein Rüde?“ reagiert oder auch gar nicht! Verständnislose Blicke gehören bei dieser Gattung zur Grundausstattung!

Eine Besonderheit hat diese Gattung aber auch und zwar kann sich der „Interessiertnix“ unter bestimmten Umständen spontan in der „Glugscheißerix“ verwandeln.

Der „Glugscheißerix“ weiß zu jeder Lebenslage und Problematik einen überqualifizierten Rat.

Auch beim Thema „Kinder“ anzutreffen und nicht selten in beiden Themenbereichen der/die Beste!

Nun der „Glugscheißerix“, meist ausgebildete Fachkraft im Hundewesen mit nachweislicher Ausbildungsstätte bei diversen Fernsehsendern – die Hundetraining ausstrahlen – und einer eisernen Meinung zu allem was andere in ihren Augen falsch machen, sind immer in der Lage ihre Lehrtätigkeit ganz spontan aufzunehmen. Sie sind in allem bewandert, was das Thema Hundeerziehung betrifft und wissen besser als Du selbst was Du eigentlich zu tun hättest!

Wie Du willst das oft gar nicht wissen!? Ja leider hindert das dieses Exemplar nicht daran ihr Wissen über Dir in vollem Umfang auszuschütten.

Am besten finde ich die „Glugscheißerixe“, die noch dazu aus Hundeschulen kommen. Diese sind quasi die aus der Verpuppung geschlüpften Außerwählten. Die haben das studiert!

Was mich dann zu meinem anderen Thema bringt!

Liebe Kollegen und Kolleginnen, was bringt ihr euren Kunden eigentlich bei?

Mich macht es sehr nachdenklich, dass mir manche Hundehalter erzählen, was sie so tolles in der Hundeschule gelernt haben, sich das tolle aber komplett an jeglicher Erziehung vorbei bewegende Programm mache ja sooo viel Spaß und sei ja so gesellig, aber hören, nee das macht er immer noch nicht!

Sollte es nicht auch Motivation genug sein einen erzogenen Hund zu haben, anstatt gut unterhalten zu sein!?

Da wird toll geschnüffelt und super tolle Krimitouren gemacht, die tollsten Parcours erklommen und ganz, ganz, gaaaaaaaaanz viel gespielt – natürlich!

Aber Benimmregeln einhalten, Rücksicht bei Hundebegegnungen oder dem Hund vernünftig an anderen vorbeiführen zu können, dass bringt ihr ihnen wohl nicht bei!?

Zum Glück sind nicht alle Hundeschulen so, aber scheinbar sehr viele und es scheinen mehr zu werden!

Ok vielleicht liegt es ja auch viel an den Kunden, die nicht wirklich etwas erarbeiten wollen, sondern nur mit dem Gefühl – ich bin ja in der Hundeschule – zufrieden sind.

Die Beschäftigungsangebote schießen aus dem Boden, jeder bietet ach so schöne Sachen an, nur wirkliche Erziehung die will keiner, ist ja mit Arbeit verbunden!

Eine gute Erziehung nimmt am Anfang etwas Zeit ein, um die Basis zu gründen, ja ok, aber später passiert Erziehung im Alltag schon fast nebenbei – wenn man weiß, wie es geht.

Und genau dieses „Spielespaß-Klientel“ begegnet mir dann auf der Gassi-Meile mit der festen Überzeugung, die müssen sich alle vertragen, mein Trainer hat das gesagt!

Falsch!!! Einen Scheiß müssen sie!

Bringt euren Kunden bitte mal wieder bei was ein Hund ist, zu welcher Tierart er gehört und das es kein lebendes Stofftier ist, dass auf der Welt ist, um jedem zu gefallen und goldig zu sein. Klar es gibt diese Hunde, die sich mit allen vertragen, genauso wie es aber auch die anderen gibt.

Versteht mich aber bitte nicht falsch! Beschäftigung ist nichts schlechtes und auch eine tolle Sache, allerdings sollte die Erziehung nicht vergessen gehen!

Wo kommen sie denn her, die ganzen problematischen Hunde!??

Meiner Erfahrung nach aus genau solchen Hundeschulen oder von genau solchen Haltern mit dem falschen Blick auf das Tier Hund! Und am besten noch in Kombination.

Kommt mal wieder zurück zur Realität und seit ehrlich zu euch selbst. Hört auf zu behaupten, dass alles schön rosa ist und ein Hund keine Grenzen braucht. Das ist der größte Mist und macht mich persönlich auch so langsam richtig sauer!

Ihr lehnt die Hunde doch ab, wenn sie problematisch werden und sie nicht mehr in das Bild eurer heilen Welt passen!

Oder sie werden abgegeben. Im besten Fall landen sie dann bei Trainern wie mir, die dann zu retten versuchen, was noch geht oder im Tierheim!

Aber dann bekommen wir von den netten Kollegen oder Kolleginnen den „DU BIST BÖSE-Stempel“, weil wir entsprechend des Tieres Grenzen setzen.

Nein, wir wollen Hunde nicht nur aversiv trainieren, wie wir es gerne unterstellt bekommen, von den ganzen Mitbewerbern, die die Welle des positiven reiten – nein wir sind realistisch!

Natürlich gibt es auch hier die schwarzen Schafe – leider -, die ohne Verstand vorgehen, aber genau diese Hardcore-Leute verurteile ich genauso, wie das andere Extrem!

So, dass musste ich jetzt einmal los werden, es brodelte schon so lange in mir. In all den Jahren als Hundetrainer habe ich fest stellen müssen, dass dieser Berufszweig untereinander so seine Eigenheiten hat.

Du der mich evtl. besser kennt, wird im vorangegangen Satz sicher zwischen den Zeilen gelesen haben und wissen was ich am liebsten geschrieben hätte, aber manches überlasse ich dann doch lieber der Fantasie des Jeweiligen.

Jens Flemming

Canin Aktiv Hundeausbildung

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Heike

    Ach Jens, zu schreibst mir aus der Seele!!
    Mir graut vor den kleinen „Kampfratten“, die zwar wunderbar beschäftigt werden, allerdings keine Erziehung haben. Sie hängen leidend in der Leine (wenn sie denn mal angeleint sind) und ich habe meinen Schaff die 60 Kilo Krümel zu besänftigen.
    Wie gerne würde ich einfach mal die Leine (aus Versehen) fallen lassen. Da ich aber kein Vakuum zwischen den Ohren habe, lasse ich das.
    Die Ignoranten Analphabeten gehen mir gehörig auf die Nerven.
    Leute, erzieht eure Asphaltpiranas oder setzt sie daheim auf ein Katzenklo.
    Ich mag nicht jeden und meine Hunde haben auch das Recht, nach Sympathie zu entscheiden!

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