Jeder der diesen Satz schon einmal ausgesprochen hat, weiß dass diese Entscheidung selten einfach so getroffen wird. Die Gründe können unterschiedlich sein!
Vielleicht hast Du die Zeit nicht mehr oder Du bist überfordert, Dein Hund stellt Aufgaben die Du Dir nicht zutraust bewältigen zu können. Oder Du hast Angst vor Deinem eigenen Hund, weil der jemanden gebissen hat oder sogar Dich selbst. Du hast mehrere Hunde, die sich einfach nicht oder nicht mehr Vertragen und Du willst alle schützen.
Das sind alles sehr gut nachvollziehbare Gründe!
Ich denke jeder kann diese nachempfinden und wird Verständnis haben für Deine Entscheidung.
Es gibt eigentlich immer ein ABER!
Ich möchte hier einmal auf andere Gründe, warum Hunde heute abgegeben werden, eingehen.
Du hast Dir einen Hund angeschafft, weil Du ihn so hübsch gefunden hast! Oder weil Du diese Rasse im Fernsehen oder in einem Film gesehen hast.
Vielleicht hat Dein Nachbar einen Hund der so brav ist und deshalb dachtest Du: „Hey, so einen hole ich mir auch, die sind ja Klasse!“.
Und ja vielleicht sind sie das auch, bei Deinem Nachbarn!
Dein Kind will einen Spielkammeraden, so einen kleinen goldigen Welpen vielleicht!
Viel zu wenige Hundehalter beschäftigen sich im Vorfeld mit dem Thema Hund!
Mit der Zeit, die er benötigt, mit den Kosten die ein Hund mit sich bringt.
Versicherung, Futter, Tierarzt, Training!
Ja, Training! Ein Hund sollte IMMER eine Erziehung bekommen!
Selten wird sich mit der Rasse beschäftigt, die sich ins Haus geholt wird. Hast Du Dir vorher Gedanken gemacht, ob Du der Rasse gerecht werden kannst?
Die Wenigsten machen das!
So nun ist der Hund da, der Welpe der so goldig war wird erwachsen und ist nicht mehr ganz so goldig! Upps, ein Bernhardiner, wusste ja nicht das die so groß werden – der war halt süß!
Hunde, die extrem agil sind und beim Nachbar sehr führig sind, aber mehr brauchen als zwei bis dreimal die Woche mit zum Joggen oder Fahrradfahren zu dürfen – man wollte ja einen sportlichen Hund.
Oder der gedachte Haus- und Hof-Bewacher, seines Zeichens evtl. Herdenschutzhund, der seinen Job richtig ernst nimmt und seinen Wirkungskreis auf das ganze Dorf erstreckt, weil Achtung, die Rasse es so mit sich bringt!
Oder ein Hund der Jagd, wie verrückt, sodass man es nicht mehr im Griff hat! Und wer ahnt es? Ja genau, weil es nun mal ein Jagdhund ist – auch wenn er hübsch und edel aussieht, der Weimaraner!
Ich könnte hier noch ewig schreiben zu diesem Thema, aber ich verliere mich sonst, hätte noch so viele Beispiele!
Was ich aber sagen möchte ist, dass die Abgabe von solchen Fällen im Vorfeld hätten vermieden werden können, wenn man sich etwas mehr Zeit genommen hätte!
Nun komme ich aber zu dem worauf ich aber hinaus wollte!
Schlimm finde ich es, wenn Hunde abgegeben werden, weil man sich übernommen hat oder der Hund anspruchsvoller geworden ist, vielleicht sogar weil ich selbst zu bequem war oder mich über- und den Hund unterschätzt habe.
Und mir dann, getreu der Wegwerfgesellschaft, einfach wieder einen neuen „goldigen“ Hund ins Haus hole, den ich ja, wenn er Kacke wird, wieder abgeben kann!
Leider gibt es solche Fälle, mehr als man glauben mag!
Alle die, die das hier jetzt lesen und schon selbst einen Hund abgegeben haben, aus Gründen die ich eingangs erwähnt habe, wir wissen das DU es Dir nicht leicht gemacht hast!
Mach Dir bitte jetzt keine Vorwürfe mehr, Du hast gearbeitet und alles versucht, leider sollte es nicht sein und Du zählst nicht zu denen, die ihren Hund wie einen Elektroartikel oder ein Sportgerät behandeln!
Geht nicht mehr, gefällt nicht mehr – dann eben neu!
Hunde sind Lebewesen, mit einer Seele, und wer schon einmal einen Hund verloren hat, den er tief in seinem Herzen hatte, weiß dass man nicht herzlos seinen Hund abgeben würde!
Und doch sitzen die Tierheime voll!
Du hast zu diesem Thema eine Geschichte zu erzählen, welche Erfahrung Du gemacht hast!?
Schreib uns hier was Du erlebt hast, wir sind gespannt!
Dein Jens Flemming
Canin Aktiv Hundeausbildung
Hi Jens,
Ich war ja bei Dir (leider viel zu kurz und spät), und wir mussten unseren Hund ja leider vor kurzem abgeben. Nach 5,5 Jahren. Sie war nie einfach, kein Hund, der einfach so mitläuft, kein Hund, der alles und jeden toll findet, aber ich habe sie geliebt. Es zerreißt mir immernoch das Herz, das sie nicht mehr da ist, aber sie hat es bei ihren neuen Herrchen ganz toll (zum Glück waren sie auch wenigstens einmal bei Dir, das war mir wichtig).
Ich habe viel mit meinem Hund gearbeitet, war in 3 Hundeschulen (und bin mittlerweile der Meinung, in der ersten hat sie das pöbeln und Hunde umrempeln erst so richtig gelernt, auch wenn letzteres auch etwas rassetypisch ist).
Aber das Training im letzten Jahr war nicht oft und lange genug, durch die Kinder war ich immer wieder abgelenkt, und immer wenn ich abgelenkt war, sind blöde Situationen passiert. In denen mein Hund Dinge regeln wollte, von denen er dachte, ich schaffe das nicht. Meine Souveränität war quasi nicht mehr vorhanden, ich nur noch ein nervliches Wrack. Mit einem Kind ging es noch gut. Mit dem zweiten wurde es schon schwieriger, aber in der Elternzeit noch irgendwie machbar. Seit Anfang des Jahres musste ich wieder arbeiten, bin nur noch von einem Termin zum nächsten gehetzt, zerrissen zwischen Kindern, Arbeit, Haushalt, Essen machen, und zwischendrin „schnell“ Gassi gehen. Training? Ich habe es versucht, entweder war es ereignislos oder gleich von 0 auf 100, wie soll man einem Hund auch Souveränität vermitteln, wenn man selbst nur noch entweder schreien oder heulen könnte? Wir haben uns dann schweren Herzens dazu entschlossen, ein neues Zuhause für unseren Hund zu suchen. Damit wir vielleicht wenigstens etwas zur Ruhe kommen, und damit der Hund auch ein besseres Leben hat. Nicht bei jedem Besuch in den Käfig muss, nicht mehr nur nebenher läuft, weil kaum Zeit ist, sondern auch die Aufmerksamkeit und Zuwendung und Zeit bekommt, die er verdient.
Ins Tierheim hätte ich unseren Hund nie gegeben, ich hätte unseren Züchter oder die Vereine der Rasse gefragt, ob sie unsere Hündin auf ihre Seite setzen könnten. Zum Glück habe ich durch eine befreundete Züchterin den Kontakt zu einem Paar bekommen, die sich auch einen erwachsenen Hund vorstellen konnten. Wir haben uns getroffen, sind lange Gassi gegangen, haben viel erzählt, uns gegenseitig beschnuppert, nochmal drüber geschlafen… aber es hat gepasst. Dennoch haben wir vereinbart, wenn es nicht klappt, kommt unsere Hündin zurück zu uns, auf keinen Fall ins TH. Am nächsten Tag haben wir sie hin gebracht. Ich bin immernoch viel am weinen, auch wenn ich vom Kopf her weiß, das es die richtige Entscheidung war, ist das Herz noch am trauern. Aber es hilft, zu wissen, das unser Hund dort den Jackpot getroffen hat. Alles läuft prima, sie lebt sich super ein, taut immer mehr auf, kann jeden Tag stundenlang Gassi gehen und spielen (und nicht mal nur am Wochenende etwas länger), ist ganz Prinzessin und entwickelt sich traumhaft. Und alles haben wir wohl doch nicht falsch gemacht, sie wird als sehr gut erzogener Hund gelobt.
Bei uns wird jetzt die nächsten Jahre erstmal kein Hund einziehen, vielleicht, wenn die Kinder in der Pubertät sind und eh nichts mehr von uns wissen wollen, dann habe ich vielleicht auch wieder genug Zeit für einen Hund 😉
Ich hätte mir früher NIE vorstellen können, das ich ein Tier mal nicht bis zu seinem Ende bei uns habe… aber manchmal ist man einfach an Ende seiner Kräfte.
Ein Tier nur weg zu geben, weil es ungemütlich geworden ist, nur um sich gleich darauf Ersatz zu holen, kann ich auch nicht nachvollziehen.