Sicher eine Frage die Du Dir schon gestellt hast, wenn Du mit Deinem Hund unterwegs warst.
Natürlich soll man nicht mit diesem schlechten Gefühl im Bauch mit seinem Hund gehen, aber ab und an hat man es dann doch.
Gleich vorweg, was ich hier schreibe hat keinen rechtlichen Hintergrund und beruht rein auf Erfahrungen die ich in den Jahren sammeln konnte. Also juristische Fragen werde ich hier keine beantworten, dafür gibt es Anwälte.
Die tollsten Geschichten habe ich schon gehört von Beißereien und deren Folgen. Auch erlebt habe ich selbst genug.
Ein Beispiel: Mein Vater ging mit seinem Hund raus und direkt ein paar Meter vor unserer Haustür kam ein freilaufender Hund und ging sofort auf unseren Apollo los. Bei dieser Sache verlor mein Vater ein stück eines Fingers. Ja und was soll ich Dir sagen, recht bekam mein Vater nicht, da unser Apollo ein American Staffordshire Terrier war. Apollo war natürlich angeleint, so wie es sich in einem Wohngebiet gehört. Und auf Grund seiner Rassenzugehörigkeit durfte er ja eh keinen Furtz lassen!
Aber was ist denn jetzt, wenn so etwas passiert?
Nun gehen wir erst mal durch was Du tun und nicht tun solltest!
Ein fremder Hund kommt auf Dich und Deinen Hund zu und es kommt zu dem was keiner von uns will.
Lass die Leine los, wenn Deiner angeleint sein sollte und achte auf Eigensicherung.
Schrei Deinen oder den anderen Hund nicht an, auch den Besitzer nicht, versuche Dich nicht mit Schlägen oder Tritten einzumischen.
Vor allem greife nicht in die beißenden Hunde hinein. Bei einer Verletzung wird es rechtlich interessant. Welcher Hund hat gebissen? Vorausgesetzt die Sache kommt zur Anzeige natürlich. Glaube aber nicht, dass wenn der andere Hund bzw. Besitzer schuld sein sollte und Du überzeugt bist alles richtig gemacht zu haben, nicht Du derjenige bist der die Anzeige bekommen kann. Habe ich alles schon gehabt. Und gibt es keine Zeugen oder nur welche zu Deinen Ungunsten, ja dann wird es lustig.
Im besten Fall hören die Hunde von alleine wieder auf und jeder kümmert sich um seinen eigenen Hund. Es werden Adressen ausgetauscht und alles geht seinen gerechten Gang.
So und nun, wie läuft es den meistens wirklich ab?
Viele Emotionen kochen hoch, es wird geschrien, auf die Hunde eingeschlagen, am besten kommen noch Leute dazu, dass am besten noch selbst mit einem Hund dabei der Stimmung macht, man schreit sich gegenseitig an und greift natürlich in den Kampf ein und versucht die Hunde zu trennen. Man zieht die Hunde auseinander, ist mitten im Geschehen und wundert sich später, warum die Verletzungen so groß sind.
Kommt Dir bekannt vor?
Ja mir auch!
Und ja, ich will ehrlich sein, ich würde sehr wahrscheinlich auch eingreifen in so einer Situation. Hat man vernünftige Leute dabei geht das auch. Trotzdem Eigenschutz geht immer vor, zumindest sollte er das! Es bringt Dir nämlich nichts, wenn Du später der bist, der ins Krankenhaus gefahren werden muss.
Übrigens diese ganzen Erzählungen mit Wasser über die Hunde oder drauf schlagen helfen meistens gar nicht! Es gibt aber Methoden, wie man Hunde trennen kann, die auch funktionieren, auf die ich hier aber nicht näher eingehen möchte, weil ich das lieber sehr ausführlich erkläre und das ist aber nicht für diesen Blog geplant.
Nun kommt es zur Anzeige und Post trifft ein. Was aber auch passieren kann ist, dass Du Besuch bekommst von der Polizei oder dem Ordnungsamt.
Meist ist es ein Hundeführer der sich Deinen Hund einmal anschauen möchte, weil eine Anzeige eingegangen ist oder Dein Hund als „auffällig“ gemeldet wurde.
Du kannst Dich dann meist schriftlich zu dem Vorfall äußern.
Unter Umständen wird Dein Hund als „gefährlicher Hund“ eingestuft, sehr wahrscheinlich, wenn es zu Verletzungen bei Menschen gekommen ist, auch wenn es die Schuld des anderen war, weil z.B. ins Maul gegriffen wurde.
Dann beginnt die komplette Maschinerie der Gefahrenabwehrverordnung! Diese ist aber auch von Bundesland zu Bundesland etwas anders.
Es kommen auf Dich und Deinen Hund ein Wesentest mit Sachkundenachweiß zu und erhöhte Hundesteuer natürlich, was Deine Kommune sicher sehr schade finden wird.
Maulkorb und Leinenzwang wird angeordnet, mindestens bis zum Wesenstest, durch den Du Deinen Hund davon evtl. wieder befreien kannst.
Bei ganz schlimmen Fällen bekommt man auch die Androhung, dass einem der Hund entzogen wird!
Und ja, dass ziehen die Behörden auch durch, unterschätze das auf keinen Fall! Ist Dein Hund erst einmal weg, wird es sehr schwer bis unmöglich, dass Du ihn zurückbekommst.
Verhalte Dich kooperativ und sei ehrlich in Deinen Angaben, alles andere kann Dir mehr schaden als helfen.
Aus Erfahrung kann ich Dir sagen, es schadet nicht, wenn Du die Anordnung zu einem Wesenstest bekommen hast, Du Dir einen Hundetrainer suchst der Dich und Deinen Hund darauf vorbereitet. Damit bekommst du auch ein besseres Gefühl was auf Dich zukommt.
Aber bedenke, der Hundetrainer ist kein Zauberer, der innerhalb von wenigen Minuten ein Wunder vollbringen kann – nicht immer zumindest nur manchmal. Also nicht kurz vor der Katastrophe melden, sondern wenn noch realistische Zeit vorhanden ist. Klar werden die meisten Trainer versuchen zu retten was geht, wenn möglich, es macht das ganze aber unnötig schwerer.
Ich selbst gehe, sofern es gewünscht ist, auch mit zum Wesenstest als moralische Unterstützung so zu sagen.
Du hast einen ähnlichen Fall erlebt oder steckst gerade mitten in einem, dann erzähl gerne mal wie es bei Dir gerade abläuft. Ich bin immer interessiert an diesem Thema, lernt man doch immer und immer wieder dazu.
Jens Flemming
Canin Aktiv Hundeausbildung